NRZ: „Kein Lift wird kommen“

Ausgefallene Aufzüge an zwei Knotenpunkten der Essener Verkehrs-AG (Evag) sorgen für Arger. Seit Anfang der Woche ist der Lift am Berliner Platz außer Betrieb. Ebenso die Kabine aus Glas und Stahl an den Bahnsteigen 2 und 4 unterhalb des Hauptbahnhofs. Das Glas an den Türen ist zu einem Mosaik zersprungen, der Aufkleber einer „Serviceinspektion“ kündigt an: „Der Aufzug steht in Kürze wieder zur Verfügung.“
Die Zuversicht ist unbegründet. Denn die Fahrstühle sind mit Spezialscheiben aus Sicherglas ausgestattet, weshalb die Reparatur noch Tage, wenn nicht Wochen dauern kann. Evag-Sprecher Olaf Frei kann nicht genau sagen, wann die Beförderungskabine an diesem zentralen Umsteigeplatz – hier halten die U-Bahnlinien 11, 17 und 18 — wieder fahrbereit sein wird. Frei hat keine Gewissheit darüber, ob die Scheiben mutwillig zerstört wurden, vermutet es aber.

Sicher ist allerdings dreierlei: Erstens: Die Evag kann nicht sagen, wann der Fahrstuhl am Berliner Platz wieder sein Auf-und-Ab aufnehmen kann. Hier soll ein Defekt an der elektronischen Steuerung für den Ausfall verantwortlich sein. Zweitens: Die Verkehrsbetriebe müssen jährlich 1,5 Millionen Euro für Wartung und Instandhaltung der Aufzüge und Fahrtreppen aufwenden. Drittens: Bei Fahrstuhldefekten können Evag-Kunden in der Regel auf Rolltreppen ausweichen – wenn sie nicht auf einen Fahrstuhl angewiesen sind.

Benjamin Thomas ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Und wenn er von Rüttenscheid in die Innenstadt will, auch darauf, dass der Lift funktioniert. Alleine Rolltreppe fahren, sei schlichtweg „zu gefährlich“. Also nimmt er seit Montag die Umwege, die er in solchen Fällen immer in Kauf nimmt. Der 24-jährige fährt mit der U-Bahn bis zur Bamlerstraße, weil dort die nächste Aufzuganlage steht, um dann mit dem Bus zurück zum Hauptbahnhof zu fahren. Thomas will beobachtet haben, dass Fahrstuhl-Ausfälle „keine Seltenheit“ bei der Evag sind.

Die Verkehrsbetriebe zählen diese technischen Ärgernisse nicht. Ihr Sprecher mag jedoch nicht die Beobachtung von Thomas bestätigen. Versichert aber: „Wir arbeiten daran, auf unserer Internet-Seite Störungen bei Fahrtreppen und Aufzügen anzuzeigen.“ Im ersten Quartal 2012 soll der Service bereit stehen. Damit sei vor jeder Fahrt erfahrbar, ob an einer Haltestelle der Aufzug funktioniert – oder eben nicht.

Wenn also mal wieder die Technik am Bahnsteig versagt, soll man sich nicht auf sein Glück verlassen müssen.

(Quelle: http://service.derwesten.de/zeitungsarchiv/detail.php?query=1320969442784&article=1&auftritt=NRZ)